2023 I Redebeitrag zum Protest in Schnellroda

23.09.23

Im Namen der antifaschistischen Vernetzung Sachsen-Anhalt grüßen wir alle Menschen die heute aus Halle, dem Saalekreis oder von anderswo wieder einmal nach Schnellroda gekommen sind um Protest gegen rechte Positionen und ihre AgitatorInnen zu zeigen. Für die meisten von uns ist es bei weitem nicht das erste Mal hier – und sicherlich auch nicht das letzte, doch besonders dieses Durchhaltevermögen ist angebracht um die Normalisierung rechter – und klar menschenverachtender – Positionen zu verhindern.

Hier im ländlichen Raum stetig und ausdauernd die rechte Ruhe zu stören – welche sich die OrganisatorInnen der Veranstaltung im Schäfchen sicher wünschen – stellt uns als Antifas vor gewisse Schwierigkeiten. Anders als etwa in Halle, der linken Hochburg im südlichen Sachsen-Anhalt – wo das Hausprojekt der Identitären Bewegung einem dauerhaft hohen Druck verschiedener antifaschistischer Aktionen
ausgesetzt war und schlussendlich auch aufgrund dieser Interventionen scheiterte – bedarf es hier vermehrter Vernetzungsanstrengungen und allein schon aufwendigerer Logistik, um Protest vor Ort zu ermöglichen, wenn er gebraucht wird.


Wir als Vernetzung linksradikaler Gruppen im Flächenland Sachsen-Anhalt bemühen uns daher besonders, die Organisation linker Gruppen und Zusammenhänge in den ländlichen Regionen zu stärken. Gerade für die bei uns aktiven städtischen Antifa-Gruppen steht dabei im Fokus, die sogenannten „Dorfantifas“ zu verstehen, zu vernetzen und praktisch zu unterstützen.

Besonders in den ländlichen Regionen ist es von enormer Wichtigkeit, dass es Menschen gibt, die versuchen politisch etwas zu bewegen. Die sich nicht von den Gewalttaten der Dorf- Faschos einschüchtern lassen. Die sich gegen die rechte Hegemonie stellen und damit eine linke Antwort und Alternative aufzeigen.


Die Bedingungen jedoch, unter denen vor allem junge Menschen ihre linke und antifaschistische Einstellung ausleben können, sind dabei natürlich ganz andere, als etwa in Halle oder vielleicht sogar Leipzig-Plagwitz. Bereits Einzelpersonen können hier einen wichtigen Unterschied ausmachen, sehen sich allerdings auch deutlich größeren Hindernissen und Gefahren ausgesetzt. Fehlende Anonymität, weit verbreitete
rechte Grundeinstellungen und die Vereinzelung und Gewalt bei offener Ablehnung ebendieser: Schön ist was anderes.


Die aktive Auseinandersetzung mit klassischen Nazis und ihren Gewalttaten steht in den ländlichen Gegenden daher oftmals zurecht im Vordergrund und die Abwehr dieser Gewalt hat für die linken AktivistInnen vor Ort natürlich allein aus Selbstschutz oberste Priorität.


Indirekt sorgt der alltägliche Nazischeiss somit allerdings auch dafür, dass jenseits des
Themenfeldes Antifaschismus kaum linke Positionen sichtbar werden können. Klassisch Linke Themen, die soziale Frage im Großen und Ganzen – allerdings auch konkrete
Kämpfe für Kultur, Infrastruktur und Mobilität im ländlichen Raum – werden wohl von großen Teilen der ansässigen Bevölkerung kaum mehr mit Antifa-Gruppen in Verbindung gebracht.


Antifa, das sind die, die Sitzblockaden bei AfD- und Coronademos machen.
Die Existenz einer gesellschaftlichen Linken, oder sogar radikalen Linken, abseits der meist wenig progressiven Parteistrukturen, bleibt dadurch oft unsichtbar und bietet somit der Provinz auch kaum emanzipatorische Auswege.


Besonders in diesem Feld können überregionale Vernetzungen einen wichtigen Beitrag liefern um mittels Bündelung städtischer und ländlicher Kapazitäten dafür sorgen, dass linke und linksradikale Positionen überhaupt erst einmal wieder sicht- und wahrnehmbar werden. Bereits zum Start unserer Vernetzung – damals anlässlich der bevorstehenden Landtagswahlen 2021 – versuchten wir diesem Ansatz nachzugehen.


Neben den weiterhin stattfindenden Gegenprotesten zu Wahlkampfveranstaltungen der AfD, ergriffen wir selbst die Initiative und organisierten proaktiv Demonstrationen in Thale, Stendal und Seehausen. Auf diesen Demonstrationen bestärkten wir nicht nur die örtlichen Antifas in ihrer Arbeit und trieben die lokalen Naziszenen zur Weißglut, sondern richteten uns in Redebeiträgen und Flyern – in denen wir besonders auch soziale Fragen ansprachen – genau so an nicht-rechte Jugendliche und NormalbürgerInnen.


Aktuell – und dafür möchten wir an dieser Stelle etwas Werbung machen – organisieren wir gemeinsam mit den AktivistInnen aus der Altmark eine Veranstaltungsreihe in Stendal. Unter dem Motto „Her mit dem schönen Leben – Für einen antifaschistischen Herbst!“ findet im September und Oktober ein breit gefächertes linkes Kultur- und Bildungsprogramm statt. Von einem Theaterstück über Vorträge und Filmvorstellung mit anschließender Diskussion bis hin zur klassischen Party.


Alle Infos zu den bevorstehenden Veranstaltungen gibt es auf Facebook, Twitter und Instagram: Dort findet ihr uns als „antifaschistische Vernetzung Sachsen-Anhalt“
Zudem ist unter antifavernetzunglsa.blackblogs.org auch eine Internetseite eingerichtet.

Danke fürs Zuhören und vor allem für euer Kommen heute.
Auch wir kommen nicht umhin, diesen Redebeitrag mit den typischen Phrasen zu beenden. Doch lasst uns diese beim Wort nehmen: Gemeinsam gegen die Rechten und für eine progressive gesellschaftliche Linke. Antifa in die Offensive!